Festseifen-Arten und Trends

Arten fester Seife

Der Markt für feste Seifen ist vielfältig. Es gibt neben der Naturseife die klassische Kernseife. Im Trend liegt die Haarseife. Die hochwertige Alepposeife wird nach einem etwa 1200 Jahre alten Verfahren in der gleichnamigen Region hergestellt. Im folgenden Artikel stelle ich einige interessante Seifenarten vor und zeige auf, wohin die Reise der Festseifen geht.

Naturseife

Die handgemachte Naturseife liegt ganz groß im Trend und eignet sich besonders gut für die Körperhygiene. Das Waschstück wirkt rückfettend und enthält reine ätherische Öle sowie feuchtigkeitsspendendes Glycerin. Diese Inhaltsstoffe pflegen die Haut auf sanfte Art. Statt tierischer Fette, wie Rindertalg, enthält die Naturseife hochwertige Pflanzenöle. Daneben kann sie noch weitere Bestandteile enthalten, wie Blüten, Kräuter oder Pflanzenfarben. Immer mehr Produzenten legen neben hochwertigen Rohstoffen aus fairem Handel Wert auf deren Bio-Zertifizierung und vermarkten Bio-Seifen.

In Reformhäusern, auf Märkten, in Bioläden und im Internet finden sich zahlreiche Naturseifen, die oft in Handarbeit in kleinen Manufakturen entstehen.

Naturseifen in verschiedenen Formen (Foto: Fa. Treibholz)

Naturseife wird gewonnen, indem pflanzliche Fette mit Natronlauge gesiedet werden. Der nach dem Sieden entstandene Seifenleim enthält neben Glycerin meistens auch freies Fett, das nicht von der Lauge in Seife umgewandelt wurde. Die Menge an überschüssigem Fett (Überfettung) bestimmt die Pflegeeigenschaften der Seife. Die meisten Seifen sind mit 7 % bis 13 % überfettet. Die Eigenschaft wird auf der Verpackung in Prozentzahlen angegeben. Je höher diese Überfettung ist, desto weicher ist die Seife. Naturseifen enthalten zudem auch noch das pflanzliche Glycerin. Das geht bei der industriellen Herstellung für gewöhnlich verloren. Deshalb versorgt eine Naturseife die Haut auch umso besser mit Feuchtigkeit und pflegt sie während der Reinigung. Schädliche oder krebserregende Stoffe, wie etwa Tenside auf Erdölbasis, chemische Duft- und Farbstoffe oder Konservierungsstoffe sucht man in einer hochwertigen Naturseife vergeblich.

Die schonenden und naturbelassenen Inhaltsstoffe, die für die Herstellung der Naturseife verwendet werden, sind nicht nur gut für die Haut, sondern entlasten durch den Einsatz von vollständig abbaubaren Rohstoffen und den Verzicht auf synthetische Zusätze zudem die Umwelt.

Klassische Kernseife

Die klassische reine Kernseife, die weder überfettet noch parfümiert ist, wird hauptsächlich aus tierischen Fetten gewonnen. Die ursprünglichste Anwendung für Kernseife ist die Körperreinigung. Inzwischen wird sie jedoch hauptsächlich zum Entfernen starker Verschmutzungen oder zum Waschen eingesetzt. Sie besitzt eine gute Waschkraft, da sie nicht mit rückfettenden Zusätzen versehen sind. Sie ist für die Körperhygiene bedingt geeignet, weil sie die Haut stark entfettet. Ausgewiesen werden Kernseifen hauptsächlich dann, wenn es um billige und insbesondere unparfümierte Seifen geht.  Ihre Basisstoffe sind im Normalfall Natriumsalze und Fettsäuren.

Die Grundseife zur Herstellung von Kernseife weißt einen Fettgehalt von 72 bis 75 Prozent auf. Die konventionelle Kernseife enthält keine Farbstoffe und Rückfetter. Sie entsteht, wenn der Seifenleim in einem weiteren Arbeitsschritt mit Natriumchlorid (Kochsalz) gekocht wird. Durch dieses Aussalzen spaltet sich die Masse in den Seifenkern, Glycerin und andere Stoffe. Der feste Seifenkern ist der Namensgeber der Kernseife. Preiswerte Varianten enthalten tierische Fette, wie Rindertalg. Es gibt sie inzwischen auch auf pflanzlicher Basis, allerdings wird hierfür oft billiges Palmöl eingesetzt.

Alepposeife

Die berühmte Aleppo-Seife ist mein absoluter Favorit. Die echte Aleppo-Seife wird aus wertvollen Pflanzenölen in der Region Aleppo hergestellt. Das Verfahren zur Seifengewinnung ist 1200 Jahre alt. Wichtige Bestandteile der Alepposeife sind Olivenöl und Lorbeeröl. Das Olivenöl reinigt die Haut und sorgt für eine Rückfettung. Das optional später zugesetzte Lorbeeröl wirkt antiseptisch  und pflegend. Je größer der Lorbeeröl-Anteil der Seife ist, umso wertvoller ist sie und umso intensiver ist ihr Duft. Das Ganze macht die Aleppo-Seife zu einer sehr hautfreundlichen Seife. In reiner Form gilt sie sogar als Heilmittel für entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis.

Alepposeife klassisch
Alepposeife klassisch (Foto: jackmac34 auf Pixabay)

Für die Herstellung werden Olivenöl und Sodaasche bei 300 Grad solange gekocht, bis alles vollständig in Glyzerin und das Natriumsalz des Olivenöls zerfällt. Kurz vor Ende des Prozesses wird Lorbeeröl zugesetzt und die Verseifung zu Ende geführt. Das Grün der Aleppo-Seife kommt vom Lorbeeröl. Die Farbe oxidiert im Licht an der Ober­fläche aber zu einem dunklen beige. Die zunächst noch warme, hellgrüne Paste wird auf einem vorbereiteten Boden gleichmäßig verteilt und für einige Stunden zum Aushärten gelassen. Per Handschneidemaschine schneiden die Seifenhersteller die rohe Seife dann in die Quaderform und stempeln sie. Die Trocknung an einem luftigen Ort dauert ca. 9 – 12 Monate.  Sie kann danach Jahrzehnte gelagert werden, ohne an Qualität zu verlieren. Der Youtube-Film zeigt die Produktion der Seife in der Region Aleppo.

Tipp: Der Begriff „Aleppo Seife“ ist leider nicht geschützt. Inzwischen wird sie auch in China produziert. Beim Kauf sollten Sie deshalb auf eine hochwertige Qualität achten. Die Firma Treibholz bietet eine große Auswahl an Aleppo-Seifen an. Sie werden in der Region Aleppo nach dem alten traditionellen Verfahren natürlichen und schonend hergestellt. Zudem sind die Seifen tierversuchsfrei, biologisch abbaubar und dermatologisch mit „sehr gut“ bewertet.

Feinseife

Die Feinseife stellt die am weitesten verbreitete Seifenart dar. Verbraucher verwenden sie hauptsächlich zum Händewaschen. Sie kann aber auch am gesamten Körper zum Einsatz kommen. Ein hoher Fettzusatz macht aus ihr eine rückfettende Seife. Sie enthält kein Glycerin.

Menschen kannten sie bereits Mitte des 19. Jahrhunderts noch unter dem Namen Toilettenseife. Zum Einsatz kam sie danach vor allem nach dem Toilettengang beim Händewaschen. Auch die französische Seife Savon  de Marseille zählt zu den Feinseifen. In Frankreich gibt es eine Savonnerie, die sich eng an das durch den Sonnenkönig König Ludwig erlassenem Reinheitsgebot für Seife hält.

Feinseifen in farbiger Auswahl (Foto: Fa. Treibholz)

Für die Herstellung weist die Grundseife einen Fettgehalt von ca. 80 Prozent und einen Wassergehalt von ca. 12 Prozent auf. Rückfetter und Hautschutzstoffe wirken den entfettenden Eigenschaften der Seife entgegen. Überfettungszusätze sind u. a. Lanolin, Lecithin oder pflanzliche Öle. Kosmetik-Farbstoffe und Parfumöle bestimmen ihr Aussehen und ihren Duft. Andere Unterscheidungen werden anhand von spezifischen Leistungen und Zusatzstoffen getroffen.

Haarseife

Haarseifen liegen ganz groß im Trend. Konventionelle Shampoos produzieren viel Plastikmüll. Im Laufe unseres Lebens verbrauchen wir etwa 787 Flaschen Shampoo. Das gute Stück für’s Haar bekam man meist nur in spezialisierten Naturkosmetikgeschäften. Mittlerweile gibt es sie in Biomärkten, Unverpackt-Läden, Parfümerien und Drogerien. Die Drogeriemarktkette dm führt sie seit Herbst 2019 im Programm.

Haarseifen werden oft mit festen Shampoos verwechselt. Sie unterscheiden sich in ihren Inhaltsstoffen und dem Entstehungsprozess. Optisch ist der Unterschied zum festen Shampoo jedoch kaum erkennbar. Hochwertige Haarseifen bestehen aus wertvollen Pflanzenölen, wie Oliven-, Kokos-, Lorbeer-, Mandel- oder Weizenkeimöl. Sie werden oft mit ätherischen Ölen angereichert. Haarseifen enthalten nur natürliche Inhaltsstoffe.

Stiftung Warentest Testsieger 6/2020: Filigrana Haarseife Rosmarin
Stiftung Warentest Testsieger 6/2020: Finigrana Haarseife Rosmarin (Foto: Fa. Treibholz)

Ein Rezept zur Herstellung einer eigenen Haarseife ist hier hinterlegt. Eine feine Auwahl an hochwertigen Haarseifen bietet die Firma Treibholz in ihrem Onlineshop. Die Finigrana Haarseife Rosmarin war Testsieger in der Ausgabe 06/2020.

Tipp zur Anwendung: Für ein optimales Ergebnis sollte man nach dem Haarewaschen mit der Seife eine Spülung mit einer sauren Rinse vornehmen. Dafür empfiehlt sich eine Mischung aus 1 l Wasser und 2 Essl. Apfelessig. Die Rinse wird über das Haar gegossen und nicht ausgespült. Vorteil: Sie schließt die Schuppenschicht und das Haar wird dadurch glatter und leichter kämmbar.

Feste Shampoos

Das feste Shampoo, auch Shampoo Bar genannt, ist quasi ein flüssiges Shampoo, dem das Wasser entzogen wurde. Ansonsten enthält es die gleichen Zutaten wie flüssiges Shampoo. Das feste Shampoo ist damit keine Seife.

Haarseifen und feste Shampoos
Auswahl an festen Haarprodukten bei dm (Foto: Songül Rapp)

Nach der Anwendung des festen Shampoos braucht man keine saure Rinse wie bei der Haarseife. Sie enthalten jedoch häufig synthetische . In ihnen sind also keine Konservierungsstoffe, Parabene, Silikone oder Tenside enthalten. Jedoch enthalten feste Shampoos teilweise Tenside wie SLS, Konservierungsstoffe oder Parabene. Der große Markt der Haarpflege bietet seit Kurzem neben festen Shampoos auch feste Spülungen oder Conditioner.

Feste Duschpflege

Feste Duschen oder feste Duschgels sind spezielle Festseifen. Sie werden zur Reinigung des Körpers eingesetzt. Der Unterschied zum klassischen flüssigen Duschgel liegt darin, dass dem festen Duschgel Wasser entzogen wurde, damit es eine feste Konsistenz bekommt.

Feste Duschprodukte in einer dm Filiale (Foto: Songül Rapp)

Optisch gleicht die nachhaltige Körperpflege eher einem Stück Seife. Neben den festen Duschgels bietet der Handel inzwischen sogar Dusch- und Shampooseifen als  2- in- 1 Produkt an. Die festen Haarprodukte scheinen ihr früheres Nischendasein mit zunehmender Auswahl zu überwinden.

Rasierseife

Das ist das spezielle Produkt für den Herren. Rasierseifen sind trendy und brauchen besondere Eigenschaften. Sie enthält Stearinsäure, um dann noch mit Natronlauge und Kalilauge verseift zu werden. So kommt es zu dem cremigen und stabilen Schaum. Rasierseife bewirkt einerseits eine Quellung der Haut, durch die Bartstoppeln aus der normalen Schräglage zur Hautoberfläche senkrecht aufgerichtet werden sowie eine Aufweichung der Keratinstruktur des Barthaares. So wird das Abschneiden direkt an der Hautoberfläche erleichtert und der Klingenverschleiß gering gehalten. Rasierseifen werden oft mit ätherischen Ölen beduftet. Verbraucher, die besonderen Wert auf zertifizierte Rohstoffe aus biologischem Anbau legen, können hier schnuppern.

Peelingseife

Idealerweise reinigen Peelingseifen die Haut porentief, versorgen sie mit Mineralien und Spurenelementen, beruhigen Hautreizungen und absorbieren überschüssiges Hautfett. In der Regel werden diese Seifen als Gesichtsmaske /-peeling eingesetzt. Den Schaum der Seife lässt man einige Minuten auf die Haut einwirken und spült sie anschließend mit lauwarmem Wasser ab. So befreit die Seife Unreinheiten, die Haut wird besser durchblutet und erhält neue Spannkraft.

Glycerinseife

Der Vollständigkeit halber führe ich noch die fast in Vergessenheit geratene Glycerinseife, auch „Transparentseife“ genannt, auf. Sie wirkt durch ihre Optik sehr interessant, da sie fast durchsichtig aussieht. Da sie sich leicht schmelzen lässt, wird sie auch gerne zum Basteln genutzt. Durch ihren hohen Alkoholgehalt bleiben Düfte lange erhalten.

Glycerinseifen sind fast transparent
Glycerinseifen sind fast transparent (Foto: Pixabay)

Die Transparenz beruht auf demselben chemisch-physikalischen Effekt, der auch das Glas durchsichtig macht, denn Glycernseifen sind eigentlich im Schmelzzustand verbliebene Seifen. Sie sind „eingefrorene“ Lösungen, deren Moleküle noch nicht in kristalliner Ordnung sind. Es gibt Fette und Öle, die mehr Transparenz hervorrufen als andere. Besonders tierische Fette, wie Schmalz oder Talg, haben die besten Eigenschaften bezüglich der Durchsichtigkeit.

Der neueste Schrei „Soap Brows“

Auch in Deutschland probieren Beauty-Blogerinnen gerade eine Technik aus, die in Hollywood schon lange als Geheimtipp gilt. Seit etlichen Jahren setzen Make-up-Künstler/-innen schon auf Soap Brows. Mit Seife und einer Augenbrauen-Bürste bringen sie Augenbrauen in Form und verhelfen zu optisch volleren Augenbrauen. Die Schönheitsbewussten befeuchten die Bürste mit warmen Wasser und reiben sie über das Stück Seife, sodass sich eine dünne Schicht auf die Borsten überträgt. Danach bürsten sie Ihre Augenbrauenhärchen nach oben. Überschüssige Seife wird mit einem Taschentuch abgetupft.

Beispielsweise vertreibt die Drogeriemarktkette dm ausschließlich online ein Augenbrauenprodukt namens Catrice Augenbrauenstyling Brow Fix Soap Stylist Full and Fluffy und verspricht neben einem sofortigen Lifting-Effekt auch langanhaltendes Volumen.